Mittwoch, 25. April 2007

Gekaufte Freunde

Bei Geld hört die Freundschaft ja bekanntlich auf. Erstaunlicherweise aber auch die Feindschaft! DinosaurJr. hatten sich vor 16 Jahren als Todfeinde getrennt. Jetzt haben sie mit "Beyond" ein klasse Comebackalbum veröffentlicht. Vertragen sich die Streithähne J. und Lou Barlow etwa wieder? Aber nein! Lou hatte nur nie einen Job, seine Soloalben haben keinen Erfolg und Ersparnisse aus den 90ern hat er auch keine mehr. Dafür hat er mittlerweile Kinder. Und die sollen nicht in den Hinterzimmern der Clubs schlafen, in denen er spielen darf. Bei seinem Intimfeind J. sieht es ähnlich aus. Also unterzeichneten die beiden einen Waffenstillstand und warfen die große Geldmaschine Dinosaur Jr. an. Kommuniziert wird natürlich nur über dritte...
Bei Morrissey erhielten als hingegen hörte die Freundschaft zu Mike Joyce beim Geld auf. Johnny Marr und Morrissey Hauptsongwriter der Smiths auch den Löwenanteil der Tantiemen. Joyce bekam den bekannte Schlagzeugerminderwertigkeitskomplex und erstritt vor Gericht eine kommunistische Aufteilung der Gewinnausschüttung. Laut Morrissey "ein schrecklicher Justizfehler". Da er aber trotz Gerichtsirrtum genug Designeranzüge kaufen kann, ist er auch nicht gezwungen Friedenspfeife mit Joyce zu rauchen. Selbst dann nicht, wenn den Smiths für ein Reunionkonzert 5 Millionen Dollar geboten werden!!! Selbst mit Ruhm und Ehre ist der stolze Engländer nicht zu ködern. The Smiths sollen in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen werden. Ihr ehemaliger Sänger will bei der Zeremonie allerdings nur dann erscheinen, wenn Joyce nicht kommt.
Von einer solch kostspieligen Feindschaft können Lou Barlow und J. nur träumen...

Meine persönlichen Top 5 der schönsten Feindschaften:
  1. Bela B. vs. Campino
  2. Tic vs. Tac vs. Toe
  3. Noel vs. Liam
  4. Black Metal vs. melodiöser Gesang
  5. Inter Lektuell vs Standard Allstars

Mittwoch, 18. April 2007

Kein Platz für Schwule auf MySpace

Kinder im Fernsehn sind immer furchtbar liberal und aufgeschlossen. In Talkshows und Vorabend Soaps wird uns täglich vorgemacht, dass beim coolen american way of life Homosexuelle auf jeden Fall respektiert werden und absolute Gleichbehandlung erfahren. Und wir alle kommen uns unheimlich gut dabei vor. Es ist toll einer so freidenkenden Generation anzugehören.
Dass die Wirklichkeit etwas anders aussieht, hat uns das furchtbar hipe Netzwerk Myspace bewiesen. Anfang März wurde der Account der Band Kids on TV gelöscht. Begründung damals: Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen. Die Schwulen-Combo aus Toronto wollte natürlich den genauen Grund erfahren. Doch damit rückten die millionenschweren Betreiber nicht raus. Auch nicht gegenüber der Presse, die bereit war sich im Stile einer Varabendserie auf verlogene Art und Weise für die Band einzusetzen.(Hätte es sich um eine bekannte Band gehandelt und man hätte dieses Vergehen aufgespürt, man wäre wohl weniger Randgruppenfreundlich gewesen) Diejenigen, die nicht den Robin Hood spielen wollten, sondern auf texanische Kirchenethik schwören, merkten an, dass die Verwendung des Wortes Schwanzlutscher der gerechtfertigte Grund sein könnte. Aber wenn eine solche Wortwahl per Nutzungsbedingungen verboten ist, wieso darf MySpace selbst dann Werbung für Pornoseiten schalten?
Nun fürchtete man wohl doch ums Image, denn genau davon lebt eine solche Plattform ja. Also wurde die Seite von Kids on TV schnell wieder freigeschalten und sich bei der Band für die Unannehmlichkeiten entschuldigt. Eine gute Erklärung für die Löschung der Seite hatten die weltoffenen, jungen Amerikaner natürlich auch sofort parat: es hat sich um ein Versehen gehandelt. Ach so, na dann.
Aber wieso hat man das trotz nachfragen erst jetzt bemerkt? Und wieso widerspricht sich das mit dem ersten Grund?
Ich fordere alle Leser auf, sofort einen Account bei myspace einzurichten. Eure Seite sollte auf jeden Fall komplett in rosa gehalten sein und möglichst oft euer Faible für gleichgeschlechtliche Liebe hervorheben. Let's make love, not war

Montag, 16. April 2007

era vulgaris oder errare humanum est

Josh Hommes Lateinwortschatz umfasst nach eigener Aussage ganze fünf Wörter. Wie jeder gebildete Hobbytrinker weiß er natürlich was es mit "in vino veritas" auf sich hat. Und seit er mit den Queens of the Stone Age an dem Album "era vulgaris" arbeitet, stieg unser beinahe Humanist aus der Wüste einen weitere Stufe auf dem steinigen Weg zum Altphilologen empor. era vulgaris - die vulgäre Ära. Das passt seiner Meinung nach unheimlich gut, da wir uns in genau diesem Zeitalter befinden. Und das passt meiner Meinung nach unheimlich gut zu einer Band, die ihre Vinylausgabe von "Rated R" mit Pornobilder übersäte. Nur leider passt das alles ganz und gar nicht! Denn era vulgaris bedeutet korrekt übersetzt "gewöhnliche Hausfrau" und selbst deren Küchenlatein ist wohl besser als das von Josh Homme...
Der amerikanische Interviewer bemerkte diesen Übersetzungsfehler natürlich nicht. Wieso auch, Mr. President wuchs schließlich auch einsprachig auf und mit vulgär lassen sich ja viel schöner Überschriften bilden als mit Hausfrau.

Samstag, 14. April 2007

Zeitgeist

Der Soundtrack zum Jahr 2007 ist definitiv der Song "The Comeback" von den Shout out Louds!
Henry Maske boxt wieder, Hitzfeld trainiert wieder, The Police (gibt es einen schlimmeren Bandnamen?) singt wieder und die No Angels nerven wieder. Kann man dieser nervigen Lucy nicht die Aufenthaltsgenehmigung entziehen?
Und auch Robbie Williams ist das alleine feiern wohl zu langweilig geworden und will sich jetzt laut britischer Medien wieder gemeinsam mit den Jungs von Take That betrinken. Noch weiß ich nicht, ob ich mich darüber freuen oder ärgern soll. Werde mir aber auch nicht allzu lange darüber den Kopf zerbrechen, da man ja weiß wie recherchegenau in der britischen Medienlandschaft gearbeitet wird.
Super finde ich jedenfalls die Reunion von Rage against the Machine. Endlich gibt es wieder eine Band zu den T-Shirts. Ich glaube RATM ist neben Nirvana die einzige Band, die mehr Shirts als Platten verkauft hat.
Und am großartigsten ist natürlich die Melancholie-Attacke von Billy Corgan, der seine Smashing Pumpkins zurückhaben will. Allerdings ist meine Euphorie mittlerweile etwas geschrumpft, da sowohl James Iha, als auch D'Arcy Wretzky definitiv nicht mehr mit dem Banddiktator Corgan zusammenarbeiten wollen. Iha tritt lieber in die Fußstapfen seines Exchefs, der den Soundtrack zu Batman forever komponiert hat und schreibt Songs für den japanischen Film "Linda Linda Linda". Somit ist Jimmy Chamberlain das letzte Überbleibsel der Urbesetzung und es handelt sich im Grunde um die gleiche Formation wie bie der Pumpkins Nachfolgeband Zwan. Ist der Name Smashing Pumpkins also eine Mogelpackung? Versucht man das zweite Zwan Album unter dem zugkräftigeren Namen der Vorgängerband zu verkaufen? Immerhin ist das Zwan-Debüt gefloppt. Wie auch immer, mir solls recht sein, da ich auch "Mary Star of the Sea" toll fand und nun endlich die Chance habe ihre alten Songs live zu hören. Passend zum aktuellen Reunionfieber soll die am 07.07. 07 erscheinende Platte "Zeitgeist" heißen.
Vielleicht verkörpern auch die Libertines bald wieder den Zeitgeist. Denn Doherty und Barat haben sich wieder lieb. Aber dazu später mehr.

Meine persönlichen Top 5 der erwünschtesten Reunions:
  1. Blur (wieder mit Graham Coxon)
  2. The Smiths
  3. Nationalmannschaft wieder mit Jürgen Klinsmann
  4. Krill
  5. Chewy

Donnerstag, 12. April 2007

Video Killed the Radio Star

Mit vielen Preisen kann unsere Mainmetropole (Euphemismus?!) Würzburg ja nicht aufwarten. Klar, dank dem guten Herrn Röntgen kann man sich auf einem Nobelpreis betten, aber ansonsten werden bei uns eigentlich nur Weißweine prämiert.
Am 5. Mai kann sich dies ändern. Dann werden nämlich im Rahmen der 53. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen die besten Musikvideos prämiert. Unter der internationalen Konkurrenz tummelt sich auch der Würzburger Tobias Kuhn von Monta. Ich drück ihm natürlich die Daumen, obwohl mit 1. 2. 3. von Bela B. auch eines meiner Lieblingsvideos nominiert ist. Ansonsten bin ich lediglich von der Nominierung von Thom Yorks Video zu Black Swan begeistert.



Meine persönlichen Top 5 der besten Videos:
  1. Smashing Pumpkins: 1979
  2. radiohead: Street Spirit
  3. Björk: Bachelorette
  4. Muse: Knights of Cydonia
  5. Mars Volta: Televators

Leider bin ich bei Videos nicht wirklich fit. Also belehrt mich und verratet mir eure Liste.

Freitag, 6. April 2007

Der weltgrößte Wichser

Die Gerüchte um ein von mir so sehr herbeigesehntes Karriereende Eminems sind dahin. Am 1.12. wird der Detroiter Proll sein neues Album "Eminem Presents: The Re-Up" veröffentlichen. Und das schlimmste daran ist noch nicht mal, dass dann seine Videos wieder in heavy rotation auf MTV laufen, sondern die Promotion der Platte uns eine Vielzahl von unsäglichen Interviews bescheren wird. Einen kleinen Vorgeschmack seiner geistigen Ergüsse (und anderer) gab Slim Shady schon jetzt:

''Kevin Federline und ich haben was gemeinsam: Wir haben beide Britney gefickt. Wie es war? Gut! Aber ich war schlau genug, mein Teil wieder rauszuziehen. Der Nachteil: Ich kriege jetzt keinen Scheck von Brit – so wie er! Wenn ich Kev wäre: Ich würde sie schwängern und gleich wieder im Club feiern gehen. Dann nach Hause, sie wieder schwängern, wieder in den Club gehen.''

Und er bestätigt das, was wir alle schon immer wussten:
''Ich habe viele Talente: Ich rappe, ich produziere, ich zeichne in meiner Freizeit, aber mein größtes Talent ist Wichsen!''

Meine persönlichen Top 5 Zitate zum Thema Selbstbefriedigung

  1. "Mein größtes Talent ist Wichsen." (Eminem)
  2. "Zur eigenen Musik tanzen, ist wie sein eigenes Sperma schlucken." (Hank Helvete)
  3. "Ich hab schon fünfmal onaniert, weil hier einfach nichts passiert." (Farin Urlaub)
  4. Take off your Pants and Jacket (Albumtitel von Blink 182; flacher Witz, flache Musik)
  5. xxxxxxxxxxxxxxxxZENSIERTxxxxxxxxxxxxxxx (Bela B)

Sonntag, 1. April 2007

Fuck the World, Save St. Pauli

Das Ganze ist oft mehr als die einzelnen Bestandteile - Für Supergroups gilt leider oft das Gegenteil. Das Experiment Audioslave ist seit kurzem Geschichte. Und auch die vor kurzem um Damon Albarn formierte Starschnittkollektion The Good, the Bad and the Queen konnte nicht an die Erfolge von The Clash, The Verve oder blur anknüpfen. (Trotzdem möchte ich jedem die wunderbare Single Kingdom of Doom ans Herz legen). Während Ende der 60er Supergroups wie Cream, Emerson, Lake & Palmer oder Cosby, Stills, Nash and Young den Ruhm ihrer sowieso schon bekannten Mitgliedern noch vergrößern konnten, gibt es im Moment nur A Perfect Circle als funktionierende Namedropping-Formation.
So ist es nicht verwunderlich, dass ausgerechnet ein Mann der 60er sich anschickt eine Überband zu formieren, die selbst ein Konglomerat des Besten aus all diesen Supergroups leicht in den Schatten stellt. Die Rede ist von Sir Paul McCartney und Quārtus Mensis. Dort sind außer dem Beatle auch Peter Gabriel und Steve Hackett von Genesis, sowie Rick Wakeman von Yes mit von der Partie. Der von uns allen meistgehörte Mitglied dieser Band dürfte aber trotzdem ein anderer sein: nämlich Robert Fripp, der als Bill Gates' Hofmusikant seit Jahren Begrüßungsouvertüren für Windows komponiert.
Geplant ist ein der Mitgliederliste entsprechendes Projekt des positiven Größenwahns. Es soll eine fünfteilige, den Abschnitten des klassischen Dramas entsprechende, Progrockoper entstehen. Die Akt für Akt an verschiedenen Orten aufgeführt werden soll. Angeblich ist der dritte Akt für das von Al Gore betreute Live Earth Benefizfestival geplant. Dies wäre allerdings nicht verwunderlich, da McCartney angeblich die Notwendigkeit eines ökologischen Umdenkens thematisieren will.
Und als ob dies alles noch nicht genug der Megalomanie wäre, will man das ganze Projekt auch noch vom Fantasyautoren Terry Pratchett in dessen Scheibenweltmythologie einbetten lassen.
Also ich freu mich...

Der englische Rolling Stone hat sich vor einiger Zeit auch mit dem Thema Supergroups befasst. Man ließ seine Leser aus allen Musikern der Rockgeschichte per Abstimmung ihre Traumband zusammenstellen. Instrument für Instrument. Das Ergebnis war sehr überraschend und doch bezeichnend für den Rolling Stone. Es wurde einfach die komplette Besetzung von Led Zepplin gewählt...
Und wie ist eure Traumbesetzung. Ich biete euch auf meiner Kommentarseite die Möglichkeit Bandmanager zu spielen. Formt die erste Castingband mit echten Musikern.

Meine persönlichen Top 5 meiner Supergroup:
  1. Gesang: Mike Patton
  2. Gitarre: Omar Rodriguez
  3. Bass: Nick Oliveri im Körper von Melissa auf der Maur
  4. Schlagzeug: Dave Grohl
  5. Texter: Morrissey

Mittwoch, 28. März 2007

Naked Lunch

Aufgrund meines Berlinausflugs hab ich die wundervollen Naked Lunch in Würzburg leider verpasst. Aber meine noch wundervollere Gastgeberin hatte Freikarten für besagte Band im Berliner Lido parat. Yeah! So macht der Konzertbesuch natürlich doppelt Spaß!
Erstmal galt es allerdings eine kleine Spaßbremse zu lockern. Die Vorband Klez.e hat sich nämlich nicht nur nach einer PC-Fehlermeldung benannt, nein, sie klingt teilweise auch wie eine. Es gelingt ihnen nur in wenigen Momenten echte Stimmung zu vermitteln. Alles, was die Band auf der Bühne probiert, klingt äußerst bemüht. Immer wieder versuchen sie mit neuen Mitteln Abwechslung und Tiefe in ihre Songs zu bringen: mal schiebt eine Keyboardmelodie den Song an, dann versucht ein Gesangssolo Frauenherzen zu brechen und immer wieder will man sich mit fetten Gittarenwänden von braven Deutschpopbands abgrenzen. All diese Experimente scheitern jedoch letztendlich, da jeder der Musiker nur für sich spielt und der Sänger mit seiner eintönigen und nur sehr begrenzt wandlungsfähigen Stimme jede wall of sound zum Einsturz bringt.
Ganz anders Naked Lunch! Sie schaffen es mit scheinbar einfachen Mitteln absolute Atmosphäre zu erzeugen. Dies beginnt bereits bei der Bühnendeko. Fünf blinkende Glühbirne sind stimmungsvoller als so manch große Lasershow. Und auch an den Instrumenten gelingt den Klagenfurtern dieses Understatement. Durch ihr unheimlich präzises Spiel machen sie ordentlich Druck, den die Band jederzeit in Verzweiflung oder Melancholie umschlagen lassen kann. Das Geheimnis für dieses stimmige Zusammenspiel verrät Sänger Oliver Welte in einer Ansage, als er seinen Bandkollegen als Freunde bezeichnet und ihnen dafür dankt, dass sie mit ihm gemeinsam Musik machen. Ein verschworenes Kollektiv, das zusammen seiner Leidenschaft nachgeht. Naked Lunch spielt nicht effektgehascht fürs Publikum, sondern in erster Linie für sich selbst! Mit den Konzertbesuchern sind sie lediglich bereit ihre Songs zu teilen. Deshalb wirkt das Konzert auch so unheimlich authentisch. Jede Elektrospielerei passt ins Gesamtkonzept der Songs. Jeder Keyboardeinsatz besitzt Aussagekraft. So bleiben die Össis den ganzen Abend über unglaublich wandlungsfähig, ohne dabei jemals bemüht oder aufgesetzt zu wirken. Musik die gerade live die Fähigkeit hat zu berühren. Das Vermittelte kommt direkt beim Zuhörer an. Als ich mich umblicke, sind ausnahmslos alle Zuhörer um mich in ein Lächeln verfallen. Ein Konzert gefühlsechter als jedes Kondom!
Aber was soll man auch anderes erwarten von einer Band, die sich nicht nach einem Systemfehler, sondern einem herrlichen Buch von William S. Burroughs benennt!

Und hier die Top 5 meiner Lieblingsössis:
  1. Josef Hader (Kabarettist; Hauptdarsteller und Drehbuchautor von Silentium)
  2. Matthias Sindelar (bester deutschsprachiger Fußballer aller Zeiten)
  3. Ödön von Horvath (vom Baum erschlagener Literat)
  4. Andy Goldberger (koksender Skispringer)
  5. Sissi (schmachtende Kaiserin)
Konzertberichte vom Naked Lunch aus dem würzburger Cairo gibts bei anhaa und wuerzblog.

Dienstag, 27. März 2007

Hallo Echo! Hallo Micha!

Bei Echo handelt es sich um eine Figur aus der griechischen Mythologie. Echo war von Zeus damit beauftragt seine Gattin Hera mit dem Erzählen von Geschichten zu unterhalten. In dieser Zeit konnte der kleine Nimmersatt Zeus in aller Ruhe seinen amouröse Abenteuern nachgehen. Tja, als es noch keine Überstunden gab, war man eben gezwungen kreativ zu sein. Natürlich flog der ganze Schwindel auf. Hera war furchtbar erbost, beraubte Echo ihrer Sprache und beließ ihr lediglich die Fähigkeit, die letzten an sie gerichteten Wörter zu wiederholen. Und als ob von dieser Unart ihre Gegenüber nicht schon genug genervt wären, benannte Hera auch noch den fürchterlichsten aller Musikpreise nach der bedauernswerten ECHO!
Ich zappte am Sonntag in die Verleihung des wichtigsten deutschen Musikpreises. Und es war ein schrecklicher Fehler. Seit dem WM-Halbfinale gegen Italien bin ich nicht mehr so erbost gewesen. Diese Preisverleihung war eine einzige Ansammlung des Schlimmsten, was Deutschland zu bieten hat. Bei jedem verliehenen nationalen Musikpreis musste ich mir die Frage stellen: Sind wir Deutschen wirklich eine so bodenlos unmusikalische Nation? Klar gewinnen überall die großen Mainstreamacts, aber während in England Muse oder Radiohead regelmäßig abräumen sind unsere Rekordgewinner Rammstein, Xaver Neubauer (auch Xavier Naidoo genannt) und Herbert Grönemeyer. Noch Fragen...
Kein Wunder, dass internationale Topacts die Zweitklassigkeit dieses Events erkannten und im besten Fall eine nette Videobotschaft als Dankeschön für "einen der weltweit bedeutendsten Musikpreise" (Yvonne Catterfeld) schickten. Warum Catterfeld diese Erkenntnis 32 mal an den Zuschauer weitergab, ist klar. Sie selbst durfte den ECHO ja auch schon in ihre Armee schließen. Was wiederum für die Qualität dieses Preises spricht.
Ansonsten war es ein wundervoller Abend für alle passionierten Fremdschämer!
Die Farce begann bei den Moderatoren:
Die erwähnte Catterfeld und der Botschafter des rosa Hemds Oli Geißen.Wundervoll peinlich war die Szene in der uns Oli Geißen väterlich erklärt, dass Fanta 4 den deutschen Rap erfunden haben, um dann auf seinem Spicker verzweifelt nach den Namen Thomas D. und Michi Beck zu suchen...
Aber die ausgezeichneten Künstler waren nicht minder nervig:
Gruppe National geht an Rosenstolz
Natürlich dürfen die Fressen von Tokio Hotel nicht fehlen.(Bestes Video)
Silbermond gewinnt zweimal, darunter den Preis für die beste Liveband. Offensichtlich hat die Jury nur voll- bestuhlte Konzerte besucht. Anders kann ich mir dieses absurde Ergebnis nicht erklären.
Bushido mimt für seine pubertierenden Gangstafans den Outlaw und gibt sich als der vom Establishment ungeladene Gast. Verdammt, dann sei doch wirklich cool und scheiß auf den Preis. So enttarnt er sich selbst auf herrliche Art und Weise. Er zeigt, dass Ghettostyle und Streetcredebility immer dort enden, wo es darum geht noch mehr Kohle zu verdienen. Also zeige dem Establishment nicht den Mittelfinger, denn du gehörst dazu!
Doch die größte Lawine aus Schamesröte und verlegenem zu Boden gucken sollte mit den Sonderpreisen erst noch auf uns zurollen:
Ralph Siegel erhält den Preis für sein "Lebenswerk". Er steht tattrig auf der Bühne, beginnt zu weinen, fabuliert von ein bisschen Friede, macht all seinen drei Frauen eine Liebeserklärung und sieht dabei aus wie Mr. Maulwurf aus
den Simpsons. Deutsche Produzenten (Bohlen/Siegel) vollbringen eben doch das Unmögliche und sind noch unerträglicher als deutsche Stars.
Als dann auch noch der Gutmensch Bono für seinen Helferkomplex geehrt wird, ist der Abend endgültig gelaufen.

Meine persönliche Top 5 der nervigsten "Musikbuisinessmenschen":
  1. Der gesamte Popstar-Superstar-Castingdreck-Kosmos der mit allem was dazugehört zu einem einzigen riesen Stück Scheiße komprimiert ist
  2. Dieter Bohlen (auch alleine ziemlich scheiße)
  3. Xaver Neubauer
  4. Schnappi und seine lustigen Klingeltonfreunde
  5. VIVA Programmdirektor (für die systematische Zerstörung des einstmal wundervollen Senders VIVA 2)

Montag, 26. März 2007

Welcome to Absurdistan


Von den Queens of the Stone Age gibt es bald eine neue Ladung donnerndes Wüstengestein für unsere Ohren. Im Juni soll "Era Vulgaris" erscheinen. Das ist natürlich fein! Weniger fein ist, dass Nick Oliveri nun definitiv nicht dabei sein wird. Sein bisher nur auf Teilzeitbasis vergebene Job des Bassisten scheint nun wieder in festen Händen zu sein: Michael Shuman von Wires on Fire hat angeblich eine Festanstellung erhalten.
Immer noch legendär finde ich Josh Hommes Begründung für Oliveries Rauswurf: er hätte einfach zu exzessiv Drogen konsumiert! Ich frage: Wieviele Drogen muss man denn nehmen, dass man bei der Drogenband Nr. 2 (gilt Pete Doherty als Band?) rausgeworfen wird?

Hier meine Top 5 der besten Entlassungsgründe:
  1. Sorry, aber du bist zu alt für uns. (Mick Jagger)
  2. Du schreibst einfach keine guten Songs! (zu irgendeinem Schlagzeuger irgendeiner Band)
  3. Dein ständiges soziales Engagement geht mir so auf die Nüsse! (Bono)
  4. Deine schlechte Laune macht mich krank! (Kurt Cobain)
  5. Ich finde, deine Texte haben einfach zu wenig Tiefgang. (H.P. Baxxter von Scooter)

Donnerstag, 22. März 2007

Metal Monster Brain

Hochbegabte Schüler hören Heavy Metal. Die britische University of Warwick fand heraus, dass weder Brahms noch Miles Davis, sondern die Musik von Slayer und Slipknot zu den Favoriten der jugendlichen Intelligenz gehört. Über die Haarlänge des Psychologieprofs ist nichts bekannt, dafür aber über seine Versuchskaninchen. Es wurden Schüler getestet, die mit ihrem IQ-Wert unter den besten 5 Prozent des Landes liegen. Bei diesen Jugendlichen war zu einem Drittel Metal die bevorzugte Musikrichtung. Während bei der Normalbevölkerung Metal lediglich eine Randsparte ist, liegt sie bei der Intelligenzia klar an Position eins.
Leider wurde verschwiegen wie Hip Hop bei der geistigen Elite ankommt...
Ist das ganze jetzt nur großer Zufall, weil Metal momentan recht angesagt ist, oder gibt es doch eine psychologische Erklärung für diese Auffälligkeit.
"Vielleicht erfahren begabte Menschen besonders viel Druck und Frustration und benötigen die Musik daher eher als Ventil, um ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen." mutmaßt ein Psychologe. Vielleicht verlangen komplexe Strukturen, die es in sehr vielen Metalstilrichtungen gibt, dem Hörer einfach mehr ab, als ein gleichbleibender Rhythmus mit dem ewig gleichen Refrain. Oder Hochbegabte durchschauen eher das Verachtenswerte an der Spezies Mensch, lösen sich leichter von vorgefertigten religiösen Lebenshilfen und finden im misantrophen Satanismus des Metals ihre Gedanken wieder.

Meine Top 5 der musikalischen IQ-Aufwerter:
  1. Blood Brothers: Burn Piano Island Burn
  2. Mastodon: Blood Mountain
  3. Slayer: Reign in Blood
  4. Dillinger Escape Plan: Miss Machina
  5. Death: Human / Scream Bloody Gore

Macht kaputt, was euch kaputt macht

Mein musikalisches Ärgerniss des Jahres steht bereits im März fest! Jedesmal wenn ich diese wirklich üble Rio Reiser "Coverversion" des Media Markts höre, könnte ich kotzen.
Kaum eine Band hat sich kommerziellen Interessen so entzogen wie die Ton Steine Scherben. Sie sangen nicht nur gegen Konsumterror, sondern handelten auch so. Sie gründeten beispielsweise ihr eigenes Plattenlabel, um absolute künstlerische Freiheit genießen zu können und sich von kommerziellen Wünschen der Plattenindustrie abkapseln zu können. Die Folge waren trotz hoher Albumsverkaufszahlen und ausverkauften Konzerten ein riesiger Schuldenberg. Und ausgerechnet diese Band muss sich für eine solch "saubillige" "Geiz ist geil" Werbung hergeben. Für diese Schändung des ideellen Erbes von Rio Reiser werde ich den Media Markt boykottieren (Gruß an Tweek). Oder noch besser: Man sollte ganz im Sinne der Scherben eine Hausbesetzung von jeder Media Markt Filiale in Deutschland durchführen. Besetzen macht auch mehr Spaß als boykottieren. (Sieht George W. übrigens genauso)

Hier meine Top 5 der schönsten Anekdoten zu den Scherben:
  1. David Hasselhoff behauptet ja mit I've been looking for freedom für den Fall der Mauer gesorgt zu haben. Wesentlich einflussreicher war aber dann wohl doch Rio Reiser. Bei einem Konzert in Ost-Berlin im Jahre 1988 sang er auch"Der Traum ist aus". Darin stellt er die Frage " Gibt es ein Land auf der Erde, wo der Traum Wirklichkeit ist?" und gibt dem Ostpublikum die Antwort "Ich weiß nur eins, und da bin ich sicher: dieses Land ist es nicht!". Das Publikum applaudierte auffallend laut und "dieses Land ist es nicht!" wurde sofort lauthals im Chor gesungen.
  2. 1970 traten die Scherben auf dem Love and Peace Festival (passenderweise von Beate Uhse gesponsert) nach Jimi Hendrix auf, der dort sein letztes Konzert gab.
  3. Leider spielen sie nur drei Lieder, denn bei " Macht kaputt, was euch kaputt macht" entlädt sich bei den anderen Bands des Festivals die Wut gegen den Konzertveranstalter. Sie zünden kurzerhand Bühne und Veranstalterbüro an. Grund: Die Veranstalter waren zuvor mit den Einnahmen durchgebrannt. Durch diesen Riot waren die Scherben nun aber im ganzen Land bekannt.
  4. Von 1982 bis zur Auflösung der Band war die Grünenpolitikerin Claudia Roth Managerin der Band. Sie wohnte auch gemeinsam mit den Mitgliedern auf deren Bauernhof in Fresenhagen.
  5. Im Gegensatz zur medialen Präsenz des Media Markt Spots wurden die Scherben aufgrund ihrer "radikalen" Texte in den 70ern und 80ern von keiner deutschen Radiostation gespielt. Keines ihrer Konzerte wurde live oder in Ausschnitten übertragen. Mit einer Ausnahme: DDR 1 übertrug 1988 ein gewisses Rio Reiser Konzert in Berlin - keine gute Idee...

Dienstag, 20. März 2007

Songs for the Deaf

Für alle Tinnitusopfer gibt es angeblich eine neue Hoffnung. Statt Psychopharmaka bietet ein Internetportal eine Hör-Therapie. Unter hoer-dich-gesund.de gibt es speziell entwickelte Musik, die die Durchblutung im Innenohr fördert.
Beim Blick auf den Preis für die Tinnitus-Übertön CD wurde mir klar, auch ich möchte allen Hörgeschädigten helfen! Bei meiner Klangtherapie ist allerdings auch noch Tiefenentspannung, geistiges Wohlbefinden, sowie Hilfe bei jeglicher Art von Kopf-, Bauch-, Ohren- oder Magenschmerzen garantiert!

Meine persönlichen Top 5 meiner Klangtherapie für März:
  1. Johnny Cash: Hurt
  2. The Fratellis: Whistle for the Choir
  3. Hella: There's no 666 in Outer Space
  4. Blumentopf: Die City schläft
  5. Beck: Think I'm in Love

Rote Liste

Keine Angst hinter der roten Liste versteckt sich weder eine Internetapotheke, noch eine Unterschriftenliste zum Artenschutz (auch wenn eine solche Unterschrift lobenswert ist).

Auch die Unesco hat eine rote Liste; nämlich für gefährdete Kulturdenkmäler. Ganz so hochtrabend wie die Unesco mit ihrem Weltkulturerbe möchte ich nicht daherkommen, aber in einer Konsumgesellschaft in der mehr Klingeltöne als gute Platten verkauft werden und von Dieter Bohlen diktiert wird, wen man sich zum Idol nehmen sollte, ist auch unsere Jugendkultur gefährdet. Meine rote Liste wird sie natürlich nicht retten können, aber ich schreibe gerne über Dinge, die ich für "Kultur" halte.

Warum rot?
Politisch korrekte Farbe

Warum Liste?
In Anlehnung an Nick Hornbys fabelhaftes Buch High Fidelity soll am Ende jedes Eintrags eine Lieblingsliste stehen.

Meine Lieblingsnamen für diesen Blog:
  1. Rote Liste
  2. Frau Schindlers Liste (leider weiß niemand, dass die Frau von Oskar Schindler vor der Heirat meinen Nachnamen trug)
  3. Würzburger Kulturbeutel (das Wort Kultur ist dann wohl doch zu groß)
  4. McCarthys Blacklist (eine gute würzburger Band heißt bereits so)
  5. Selbstbeweihreucherungsmaschine (nichts anderes ist nämlich so ein blog; egal ob man von seinem Leben oder seinem ach so tollen Geschmack erzählt)